Monitor, Beamer oder Fernseher richtig einstellen, bzw. kalibrieren - egal ob OLED, LCD oder LED Flatscreen

Eigentlich ist es egal, ob man einen Flatscreen für die Videobearbeitung nutzen möchte oder einfach nur zum Filme anschauen. Nichts ist ärgerlicher, als ein Bild, das nicht zeigt, was wirklich im Filmmaterial steckt. Prinzipiell bräuchte man für eine originalgetreue Wiedergabe einen sogenannten Klasse 1 Monitor. In HD liegen die gerne im Bereich über 10000 Euro. Für die professionelle Postproduktion von Filmproduktionen fürs Fernsehen oder Kino kann man darauf letzten Endes nicht verzichten, da die technischen Vorgaben, je nach Sender, sehr streng sind. Für den „Hausgebrauch“ aber gilt, dass man die meisten Fernseher, egal ob alte Röhre ( CRT ) oder Flatscreen, also LCD, LED oder Plasma, mehr oder weniger optimieren kann um nahe an ein optimales Bild zu kommen.

 

Im Folgenden wollen wir ein paar Tipps geben, wie man am besten vorgehen kann.

 

Als erstes ist einmal die Umgebung wichtig. In einer sogenannten Grading-Suite, in der professionelle Farbkorrekturen stattfinden, sind Wände, Decke und Boden in der Regel schwarz, wie im Kino. In so einer Umgebung bekommt man dann auch das beste Bild vom Beamer. Wird ein Monitor benutzt, ist hinter dem Monitor eine neutral weiße Fläche, die mit einem neutralen Licht ( Tageslicht, 5600 Kelvin ) beleuchtet wird. Sinn dahinter ist, dass das Auge nicht durch irgend eine extreme Farbe abgelenkt wird. Wäre der Hintergrund grün, würde das Bild eines gut eingestellten Monitors immer magenta wirken, Hauttöne wären unschön/ ungesund.

Also im ersten Schritt für einen möglichst neutralen Hintergrund sorgen und eine neutrale Umgebung. Als Hintergrundlicht kann man, wenn man will, z.B. eine einfache Neonröhre mit 5600 Kelvin, das steht meist drauf, kaufen oder eine Energiesparlampe. Manchmal werden die auch als „Cool White“ bezeichnet. Gut geeignet sind Aquariumröhren, wenn auch deutlich teurer ( so um 20 bis 30 Euro ). Diese bekommt man nämlich in verschiedensten Kelvin Abstufungen und es steht auch immer entsprechend drauf.

 

Mit „neutraler“ Umgebung ist natürlich nicht gemeint, das man sein Wohnzimmer ausräumen soll... Hohlschränke, beige Tapeten, etc... müssen wahrscheinlich gegebenenfalls bleiben.

 

Aber gehen wir nun einmal von einer weißen Wand dahinter aus, in einem sonst halbwegs neutralen Raum. Dann wäre der erste Schritt, im Fernseher bzw. Monitor zunächst alle Dynamischen oder Voreingestellten Bildeinstellungen auszuschalten. Oft gibt es solche Settings wie „Dynamisch“, „Movie“, oder „Action“. Aber in der Regel sollte sich dann auch so was wie „Standard, Keine oder Benutzerdefiniert ( User )" finden. Das ist dann eine gute Basis.

 

Jetzt benötigt man ein gutes Referenzbild. Für den Anfang wäre das eine Grautreppe,die man leicht im Internet findet, so wie das Bild unten. Die bekommt man am besten über einen USB Stick oder einen PC auf den Schirm. Nun sollte im Raum nur eine eventuelle Hintergrundbeleuchtung eingeschaltet sein, sonst bitte alles weitgehend dunkel machen, bzw. die Beleuchtung sollte der Situation entsprechen, in der man Videobearbeitung machen oder Filme genießen möchte.

In den Bildeinstellungen des Monitors gibt es nun häufig eine Art „Grundabstimmung“ oder auch „Farbtemperatur“. Hier kann man oft zwischen „Bläulich“ oder „Kühl“ und „Rötlich“ oder „Warm“ verschiedene Abstufungen auswählen. Bei Computermonitoren ist auch oft eine Kelvin-Angabe gegeben. Diese sollte man nun so wählen, dass die Grautreppe auch wirklich grau wirkt. Da muss man auch einfach ein paar mal wegschauen und die hellen und dunklen Bereiche separat beurteilen. Wann ist es ein neutrales Grau und wann ist es eher kühl ? Da gibt es zwar für die professionelle Farbkorrektur mit vorgegebener Umgebung klare Vorgaben, nämlich bei 6500 Kelvin. Aber hier sollen ja Tipps für den Heimgebrauch gegeben werden. Also ist die Wand hinter dem Screen z.B. beige, muß man ihn eher wärmer ( also eher um 4500 Kelvin ) einstellen, denn sonst wäre der Kontrast zwischen Wand und Grautreppe zu groß und die Grautreppe würde bläulich, also kühl wirken. Bei einer bläulichen Wand oder Umgebungsbeleuchtung ( also eher gegen 7000 Kelvin z.B. ) gilt das ganze dann umgekehrt.

 

Wenn das geschafft ist, geht es an die Faktoren „Hintergrundbeleuchtung“, „Kontrast“ und „Helligkeit“. Ich sage gleich, das man da ziemlich frickeln und zwischen den dreien immer hin und her stellen muss, bis man den idealen Mittelwert gefunden hat. Ein guter Anfang ist, Kontrast und Helligkeit auf Mitte zu stellen und dann die Hintergrundbeleuchtung so einzustellen, dass Schwarz wirklich Schwarz wirkt. Also wenn der Screen einen schwarzen Rahmen hat ( was der Idealfall ist, nicht umsonst sind Kinoleinwände außen rum immer schwarz ) dürfen sich Rahmen und Schwarz der Grautreppe nicht oder nur minimal unterscheiden. Nun kann man mit Helligkeit und Kontrast, vielleicht reicht auch schon der Kontrast, so spielen, bis alle Grauen Balken ungefähr den gleichen „Helligkeitsabstand“ haben. Dabei darf man schon Helligkeit und Kontrast aufdrehen, denn der weiße Balken muss ja schon richtig hell sein, aber es dürfen eben keine Balken so werden, dass man sie kaum oder gar nicht mehr unterscheiden kann, dann stimmt der Kontrast nicht. Manche Screens sind von Anfang an so übel, dass gleich mal die beiden linken, dunklen Balken oder die ganz rechten Hellen ineinander verlaufen und zu einem verschmelzen. Daher: Die Grautreppe hat lauter gleich breite Balken... sollte das anders aussehen, stimmt was nicht.

 

Hat man sich hier durchgefummelt, dann geht es an die Farben. Gut, wenn man eine Einstellung gefunden hat, bei der die Grauskala durchgehend neutral erscheint, sollte man schon dicht dran sein. Wenn nicht, dann kann das nun ein recht zeitraubendes Geschäft werden. Als Testbilder empfehlen wir hier verschiedene, die man nacheinander einsetzen kann:

 

Da die Bilder den jeweiligen Herstellern gehören, leider keine direkten Downloads, sondern nur Links. Das von Kodak ist ein DPX, das kann man nicht direkt auf einen Flatscreen bringen, da es nur in Photoshop oder einer professionellen Filmanwendung ( DaVinci, Premiere o.ä. ) zu öffnen ist. Aber mit dem kostenlosen Tool hier kann man es auch wandeln:

DPX to JPEG Converter

 

Kodak, leider auf deren Seite nicht mehr verfügbar, nur noch hier:

Digital LAD dpx

 

Dieses Bild von Kodak ist ein absoluter Klassiker und die Dame darauf kenne ich als Kameramann nun schon seit über 30 Jahren... Ok, dieses Bild zeigt wieder „farblose“ Flächen, die auch neutral aussehen sollen, gleichzeitig soll die Dame eine halbwegs gesunde Hautfarbe ( blasser Teint, eher etwas kühl, denn ihr Gesicht ist ja im Schatten ) haben und die drei Farbfelder Rot, Grün und Blau links sollten tatsächlich Rot, Grün und Blau sein. Das heißt, genaugenommen dürfen am Bildschirm z.B. auch in den jeweiligen Farbfeldern auch nur die enstprechenden Bildpunkte leuchten. Beim Fernseher besteht ja jedes Pixel aus den drei optischen Grundfarben Rot, Grün und Blau. Leuchten alle drei maximal und gleich hell, mischt sich daraus weiß, bei halber Helligkeit, Mittelgrau, etc... Also, eine Rote Fläche darf also auch nur Rote Pixelanteile zum leuchten bringen.

 

Auch dieses Bild mag ich gerne:

Calibration Print Adobe RGB

 

Wieder von Kodak, aber eher für die Kalibrierung im Fotobereich. Macht aber nichts. Es ist ein RGB Bild und das ist wichtig. CYMK Bilder, das ist der Farbraum beim Druck, sind unnütz und können auch oft von Monitoren nicht dargestellt werden. Dieses Bild hat wieder die Farbflächen, die nur eine Grundfarbe enthalten sollen. Die Musikerinnen sitzen in einem angenehmen, freundlichen, neutralen Licht. Der Hintergrund ist echtes, farbloses Grau. Sinnvoll ist, sich das Bild einfach auch als Vergleich an verschiedenen Monitoren anzuschauen und dann den „Zielmonitor" damit zu kalibrieren.

 

Das Kalibrieren der Farben kann nun ein wenig fummelig sein. Jeder Monitor ist da anders, manche haben einen aufwändigen Weißabgleich, bzw. Farbabgleich, andere bieten nur wenige Möglichkeiten. Anfangen sollte man mit der Farbsättigung. Dann den Farbton, wobei das oft nicht viel hilft. Oft versteckt sich in einem Untermenü noch ein richtiger Farbabgleich, bei dem man die drei Grundfarben RGB einzeln regeln kann. Wirkt alles zu Magenta, muss mehr grün dazu. Ist es zu kühl, kann man blau wegnehmen, aber Vorsicht, es wird schnell grünstichig. Hat man schon einen Blaustich, dann muss oft nicht blau weg, sondern Gelb dazu. Hat man aber nicht, wenn man nur RGB regeln kann. Aber Grün und Rot in ähnlichem Maße angehoben gibt Gelb.... Als Hilfe, dieses Bild. Man muss logischerweise einen Farbstich immer durch Wegnehmen der Stichfarbe entfernen. Führt das aber schon gleich zu einem neuen Stich, nicht einfach immer mehr wegnehmen, dann wird es irgendwann schwarz weiß, sondern in diesem Fall zurück und die gegenteilige Farbe zugeben.

 

Viele bessere Fernseher bieten ein sehr aufwändiges Farbmenü. Da kann man dann die RGB Werte und oft sogar auch Mischfarben wie Gelb und Magenta oder Cyan einzeln regeln, das hilft natürlich sehr. Und vor allem, oft kann man andere Einstellungen für dunkle Bereiche vornehmen als für helle. Und genau da hapert es oft an den „Consumer“ oder eben nicht Klasse 1 Geräten, dass man bereits gelbliches Weiß hat aber noch blaugrünes Schwarz....

 

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass man Flatscreens relativ oft kontrollieren muss. Das heißt, alle 6 Monate auf jeden Fall. CRT Monitore sind da deutlich „stabiler“, da haben wir teilweise über mehrere Jahre keine bzw. nur minimale Abweichungen festgestellt, aber offensichtlich altern Flatscreens und wohl vor allem die Hintergrundbeleuchtungen deutlich schneller.

 

Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass viele Fernseher so was wie Sharpness, also eine Schärfeanhebung und eine Rauschminderung haben. Wer puren Filmgenuss will, braucht so was nicht. Bei Schärfe heißt das meist auf Mittelstellung und bei der Rauschunterdrückung auf jeden Fall aus. Alte Filme haben eben Filmkorn, das ist auch ok. Gute Rauschunterdrückungen die Echtzeit HD können kosten 20000 Euro und mehr.... also was da im TV drin ist macht in der Regel Nachzieheffekte und lässt feine Farbnuancen in Flächen zu einem Brei zusammenlaufen.

 

Ich hoffe, das hat ein wenig geholfen und wer es ganz genau machen will, es gibt diverse Messgeräte mit denen man Beamer und Monitore gut und auf die Umgebung angepasst kalibrieren kann, zum Beispiel http://studio.spectracal.com/store/complete-calman-packages/calman-virtualforge-c6.html oder aber Firmen, die das machen. Das ist sicher das beste, denn man muss mit den Messgeräten auch umgehen können und das braucht viel Erfahrung, denn nicht alles was die ausspucken ist hinterher auch wirklich gut. Bei uns in der Postproduktion, in der wir Imagefilm und Spielfilm Filmproduktionen bearbeiten, macht das in der Regel z.b. http://www.kaurus.co.uk aus London. Klar, jemand, der jeden Tag Grading Kinos und Monitore in Fernsehsendern kalibriert, macht das schneller und vor allem bis in alle Feinheiten einfach besser als wenn man es nur ab und zu macht.

 

Hier noch eine App, die ganz hilfreich sein kann:

iSF HDTV Professional Calibrator